Aus der frühen Geschichte des Wechselgebietes

Die Bucklige Welt ist uraltes Siedlungsgebiet. Durch das Gebiet des heutigen Aspang führte schon zu römischer Zeit ein Verkehrsweg vom Steinfeld über das Pittental in den Süden. Die im Pittental liegenden Ortschaften Seebenstein und Scheiblingkirchen tragen letzte Spuren aus dieser Zeit. So soll die alte Sakristei der Kirche zu Seebenstein ein römischer Tempel gewesen sein, und am Eingang der Kirche in Scheiblingkirchen ist ein römischer Grabstein eingemauert, dessen Inschrift nicht mehr lesbar ist. Auch in der Steiermark finden sich bei Friedberg und Dechantskirchen römische Grabsteine und Reliefs, was das Vorhandensein eines alten Handelsweges durch dieses Gebiet weiter bestätigt. Außerdem ist aus römischer Zeit bekannt, dass eine uralte Straße, der “Entweg“, über Neunkirchen, Feistritz und Unteraspang nach Friedberg und weiter in den Süden führte.

Viele Anzeichen sprechen dafür, dass Aspang im Verlauf der Christianisierung Karantaniens gegründet worden sein könnte. Um das Jahr 760 schickte der später heiliggesprochene Bischof Virgilius von Salzburg auf Verlangen des Karantanerherzogs mehrere Priester ins Wechselgebiet. Ihr Wirken löste wiederholte Aufstände der heidnischen Bewohner des Landes um Aspang aus. Im Jahre 772 eroberte der letzte Bayernherzog Tassilo III. Karantanien. Als er sich von der fränkischen Oberherrschaft zu befreien versuchte, wurde er von Karl dem Großen abgesetzt und zum Tod verurteilt, 788 aber begnadigt und im Kloster Lorch gefangengesetzt. Aber erst nach dem entscheidenden Sieg Kaiser Karls des Großen über die Awaren im Jahre 791 setzte die bayrische Besiedlung des bis dahin überwiegend von Slawen bewohnten Gebietes ein und Hand in Hand damit die Fortsetzung der schon begonnenen Christianisierung. Noch heute erinnern jedoch viele Ortsnamen an die slawische Besiedlung, wie zum Beispiel Feistritz (von slaw. 'bistrica' = schnelles Wasser), Gloggnitz (von slaw. 'klokotnica' = glucksendes Wasser) oder auch Edlitz (von slaw. 'jedla' = die wanne). In der Umgebung Aspangs werden aus dieser Zeit eine Kirche des Priesters Minigo (= in Ungerbach bei Kirchschlag) sowie Kirchen bei Thernberg und Edlitz erwähnt.

Im 9. und 10. Jahrhundert geben uns eine Reihe von Urkunden Nachricht über das Gebiet um Aspang. So erhielt das Stift Salzburg von König Ludwig dem Deutschen 860 einen Hof “Ad Witanesperg“, zu dem dann König Arnulf drei Jahrzehnte später noch hundert Hufen dazuschlug, Diese Schenkungen erstreckten sich ungefähr von Unteraspang über den Möselberg und Zöbern gegen Hochneukirchen und umfassten auch das Gebiet um den Tiefenbach und den Krumbach, das im Südwesten den Zöbernbach begrenzte. Zwischen diesen beiden großen Schenkungen lagen 24 Höfe, die König Ludwig 860 ebenfalls der Salzburger Kirche zu Eigen gegeben hatte. 877 erhielt das Stift Kremsmünster von König Karlmann Liegenschaften zwischen dem Spratzbach und dem Talbach.

Der Zweck dieser Besiedlung war in erster Linie die Schaffung eines starken Grenzstreifens gegen die Ungarn, der aber, wie sich zeigen sollte, diese nicht hindern konnte, ausgedehnte Beutezüge nach Westen zu unternehmen.

An der Stelle, wo heute die Pfarrkirche von Unteraspang steht, soll im Jahre 797 Kaiser Karl der Große ein Kastell als Stützpunkt gegen die Awaren errichtet haben. Auf seinen Mauerresten wurde im 15. Jahrhundert die heutige Pfarrkirche, die dem Heiligen Johann Baptist geweiht ist, erbaut. Das Urkundenbuch des Stiftes Kremsmünster berichtet aber, dass schon im 9. Jahrhundert zur Zeit der Karolinger eine Kirche in Unteraspang bestand. Auch die Salzburger Kirchenchronik bestätigt für das Jahr 958 in Unteraspang eine Seelsorge, die von Papst Agapitus II. der Erzdiözese Salzburg zugeteilt worden war.

907 drangen die Ungarn über die Leitha weit nach Westen vor. Eine Volkssage berichtet, dass der Heilige Wolfgang den Heiden am Wechsel das Christentum gepredigt und sie die Verarbeitung des Erzes zu Geräten, die Verwendung des Lehms zur Erzeugung von Ziegeln und den Ackerbau gelehrt habe.

Erst 955, nach dem entscheidenden Sieg Kaiser Otto II. auf dem Lechfeld bei Augsburg konnten die Ungarn nach und nach auch aus dem Wechselgebiet zurückgedrängt werden. Nach der Wende des ersten Jahrtausends trat in diesem Raum eine Beruhigung ein, die Besiedlung nahm zu und die Grenze wurde sicherer.

Zu dieser Zeit bestand bereits mit ziemlicher Sicherheit eine Ansiedlung auf dem Boden des heutigen Unteraspang. Damals erstreckten sich zwischen Aspang und Pitten ausgedehnte Wasserflächen. Die Bedeutung des Ortes lag wahrscheinlich darin, dass hier Waren zum Weitertransport auf Flöße verladen wurden. Der älteste Teil Aspangs ist somit mit Gewissheit Unteraspang. Anhaltende Überschwemmungen, die große Verwüstungen anrichteten, dürften später die meisten Bewohner gezwungen haben, ihre Siedlungen auf den höher gelegenen Teil um das Schloss herum zu verlegen.

Aspang (1848)